Hoffnung
auf den großen Sprung !
Teil
2
Zum
Inhalt:
-
Quantensprung? Muss es gleich so groß sein?
Warum
wird in diesen Zusammenhängen eigentlich von
Entwicklungs-,
Evolutions- oder sogar von Quantensprung gesprochen?
-
Was ist Wahrheit?
„Deine
Sicht ist wahr – u n d – meine Sicht ist wahr!“
-
Umgang mit Wahrheit im persönlichen Leben
Sich
offen zu zeigen mit dem, was wir als unsere Wahrheit erleben, braucht
Mut.
- Gedicht „Quergedacht“
Quantensprung?
Muss es gleich so groß sein?
Warum
wird in diesen Zusammenhängen immer wieder von Entwicklungs-,
Evolutions- oder sogar von Quantensprung gesprochen?
Viele
der auftauchenden Herausforderungen dieser Zeit lassen sich nicht
mehr länger mit einer überschaubaren Erweiterung von Fähigkeiten
und Strategien lösen. Die so stark entwickelten intellektuellen
Fähigkeiten mit den scharfen analytischen Instrumenten unserer
Wissenschaften, der immer ausgefeilteren Planung von
Zukunftsstrategien, die in der modernen Sprache „innovativ“ sein
sollen, aber umso mehr abgesichert sind, damit die Vorgänge lenkbar
bleiben. Für alle möglichen Zwischenfälle werden Zusatzpläne
ausgearbeitet, die gleich wieder greifen, wenn etwas Unvorhersehbares
geschehen sollte. Außerdem werden all diese Eventualitäten auch
noch bei Versicherungsgesellschaften versichert. Wehe dem, der die
Kontrolle verliert!
Ein Verlassen des gewohnten Wahrnehmungs- und Denkrahmens in Bereiche des Unvorhersehbaren gehört zu der jetzt anstehenden Weiterentwicklung des Einzelnen wie auch des Zeitgeistes.
Nicht planen, ja, nicht einmal denken zu können, in welcher Richtung sich Dinge entwickeln, wie groß der Schritt sein mag, der zu machen ist und wie ein neues Lösungsmodell aussehen könnte, kann sehr große Verunsicherung auslösen. Mehr als das – wir stehen ratlos davor, einen Schritt machen zu müssen ohne eine Vorstellung davon wohin. Wenn dann gleichzeitig immer mehr Wahrnehmungen auftauchen, die sich nicht in das eigene oder das gesellschaftliche Weltbild einordnen lassen, kommt schnell einmal der Gedanke auf, ob der betreffende Mensch vielleicht spinnt oder sogar verrückt wird.
Das kann doch nicht normal sein! Spinne ich oder spinnt die Welt?
Daraus entsteht ein Gefühl, ins Leere zu springen!
Berechtigterweise
entsteht der Eindruck eines Sprunges da, wo ein Schritt oder eine
lineare Schrittfolge nicht machbar ist, um die Veränderung nicht
mehr tragfähiger Umstände zu etwas Neuem zu erreichen. Die
Aussichtslosigkeit, innerhalb gewohnter Strategien Lösungen zu
finden, fördert eine Sprungbereitschaft ins Unbekannte.
- Das gilt für persönliche innere Veränderungen im Denken, Fühlen und dem Zugang zur eigenen Identität
- Das gilt für alle konkreten Veränderungen, die dem folgen
- Und das gilt auch für alle kleinen und großen Gruppen wie (Familie und Freundeskreis, Interessengruppen, Völker und Staatsformen)
Manchmal
ahnen Menschen schon, in welche Richtung das Neue liegt, zu dem sie
sich hin entwickeln wollen, aber sie wissen nicht, wie sie die Kluft
zwischen ihrem jetzigen Zustand und der unerreichbar erscheinenden
Kante des Bodens da drüben überwinden sollen.
Auch da erscheint ein
Sprung als einziger Weg.
Doch
Vorsicht! Damit ist nicht automatisch gemeint, alles hinzuschmeißen
und einfach auf und davon zu gehen. Natürlich gibt es Situationen,
in denen Menschen nur eine radikale Änderung aller Lebensumstände
bleibt, um sich aus ihren alten Lebensstrukturen lösen zu können.
Viel
öfter aber geht es um eine ungeahnte Veränderung ihrer Lebenssicht,
ihres Verständnisses von sich selbst, von Beziehungen zu anderen und
dem Leben im Allgemeinen! Es geht um das Wegfallen aller Wertungen,
um einen ganz freien Blick zu bekommen, der im großen Stil neue
Perspektiven zulässt. Dem folgen konkrete Konsequenzen, wo sie
notwendig sind.
Wenn
ein Mensch erlebt, was es heißt, die vertraute zwei- oder
dreidimensionale Sicht auf Menschen und Leben zu verlassen, gibt es
nach meiner Erfahrung kaum Worte, die dem gerecht werden. Der einzige
Begriff, der dem Geschehen einigermaßen gerecht wird, ist der einer
umfassenderen Dimension oder einer Mehr-Dimensionalität, die sich
nicht an andere weiter vermitteln lässt, die ohne diese Erfahrung
sind. Da helfen oft nur Annäherungen über Bilder und Vergleiche,
die jedoch in diesen Zusammenhängen meist recht unzufriedenstellend
bleiben..
Ein
alltägliches Beispiel:
Es
gibt bestimmte zwischenmenschliche Situationen, die das Verlassen des
dualen Denkens leicht verdeutlichen können. Stellt Euch vor, ihr
befindet Euch in einem Streitgespräch mit scheinbar unüberwindbaren
Standpunkten. Gegensätzlicher könnte es gerade gar nicht sein.
Beide Seiten versuchen nun, mit immer durchschlagenderen Argumenten
die anderen auf die eigene Seite zu ziehen. Es geht dabei oft vor
allem um die Anerkennung oder darum, Recht zu haben.
Eines der wesentlichen Grundprinzipien einer neuen Ebene,
die
zum Quantensprung im Denken gehört, ist das Prinzip des „Sowohl
- als auch“ !
In
jeder Situation oder verbalen Auseinandersetzung, in der mit einem
polaren Denken von „entweder-oder“, „richtig oder
falsch“ gearbeitet wird, gibt es eine Lösung nur dann,
wenn eine Partei den eigenen Standpunkt aufgibt.
Daraus
wiederum ergeben sich Gefühle von Sieg und Niederlage, die
eine nächste mögliche Gesprächsrunde schon an dieser Stelle
aufheizt, denn die „Sieger“ wollen das gute Sieger-Gefühl
bestärken, die „Verlierer“ suchen nach Revanche, um nicht in
eine Verlierer-Rolle gedrängt zu werden, die das eigene
Selbstwertgefühl schwächen könnte.
So
kann aus einem harmlosen Gedankenaustausch ein verbales Kampf- oder
Kriegs-Scharmützel werden, das Beziehungen unter Umständen über
lange Zeit belastet.
Warum
ist ein Denkansatz von „Sowohl – als auch“ ein Quantensprung?
Besteht
da nicht die Gefahr einer Verwässerung? Soll da etwa Schönfärberei
betrieben werden,wodurch klar umrissene Grenzen verschwimmen? So ist
es nicht.
Jeder
Mensch entdeckt für sich ganz bestimmte Ausschnitte des Lebens und
erlebt darin Aspekte, die für ihn eine Wahrheit ausdrücken, die ihn
tief berührt. Manche Erfahrungen wiederholen sich oft genug, dass
schließlich das Gefühl entsteht, eine umfassende Wahrheit gefunden
zu haben, die für andere Menschen genauso Gültigkeit haben kann.
Bestärkt durch den Austausch mit Freunden, Familie und Kollegen, die
ähnlich Leben und denken wie wir, bekommt das Ganze dann immer mehr
Allgemeingültigkeit.
Findet
nun eine Begegnung mit einer Person statt, die uns wichtig ist, - die
aber erstaunlicher Weise plötzlich eine total gegensätzliche
Überzeugung äußert, die
die eigene Wahrheit völlig in Frage zu stellen scheint, werden
oft ziemlich schnell geübte Verteidigungsstrategien aufgefahren. Im
Inneren rattert es:
- Das
kann doch nicht wahr sein?! Wie
kommt der andere denn zu so etwas Abgefahrenem?
- Ist
der andere denn so schlecht oder falsch informiert? Dann werd' ich
ihn jetzt mal
aufklären!
- Hält
der andere mich für dumm oder sich für was Besseres?!
- Warum
ist mein Gegenüber so stur, bei seiner Meinung zu bleiben, und ist
für meine guten
Argumente nicht aufgeschlossen?
Nach einer Weile kämpfen unter Umständen beide, als würde es ums Überleben gehen –
und
auf der Ebene des eigenen Sinn-Gefühls
ist
die Behauptung der eigenen Sicht auf das Leben auch wirklich
existentiell!
Denn
da sind sie wieder, diese Fragen:
Kann
ich meinen Erfahrungen vertrauen?
Bin
ich einem Trugbild auf den Leim gegangen?
Ist
es möglich, dass ich alles falsch verstanden habe?
UND
WAS DANN ?
Nein,
das darf nicht wahr sein!
So vielschichtig und komplex es auch scheint, so ist die zur Verständigung führende Lösung letztlich gar nicht so kompliziert wie es aussieht.
Stellt
Euch die ungeheure, unendliche Anzahl von Möglichkeiten vor, Leben
zu erleben, die vielen Blickwinkel, aus denen Ihr gucken könnt, die
vielen Schichten, die wie Zwiebelschalen ein Ereignis umschließen?
Jeder Blickwinkel, jeder Zwiebel-Schicht, die wir abschälen können,
zeigt einen Aspekt der Wahrheit des Lebens.
Die
Erkenntnisse, die sich in einem Lebensereignis nach Abzug der 3.
oder 4. Hülle auftun, zeigen dem Betreffenden eine Wahrheit, wie sie
in dieser Art nur in Schicht 3 oder 4 zu finden ist. Je tiefer wir
mit unserem Verständnis in etwas eindringen, desto komplexer wird
unser Gefühl, etwas Wahres gefunden zu haben. Je komplexer das
eigene Wahrheitsempfinden bereits geworden ist desto gewichtiger ist
es geworden.
Trefft
Ihr nun auf einen Menschen, der scheinbar ein sehr ähnlich
erscheinendes Erlebnis hatte wie ihr, gehen beide Seiten davon aus,
ebenso damit umgegangen zu sein wie man selbst – und schon kann es
im Gesprächsverlauf zu großen Abweichungen oder sogar Widersprüchen
kommen.
Die
Frage für eine konstruktive Weiterführung des Gesprächs ist jetzt:
„Wie weit muss ich meine Perspektive vergrößern, damit mein Blick so weit wird, dass unser beider Erleben und Standpunkt darin Platz findet?“
Andere
Fragen können folgen, wie:
-
Welchen Ausschnitt hat der andere Mensch betrachtet, welchen ich?
-
Wo hat seine Betrachtung begonnen?
-
Durch wie viele Schichten bin ich dem Thema auf den Grund gegangen,
begegne ich dem anderen also auf der gleichen Ebene?
-
Habe ich das angesprochene Thema innerlich bereits mit anderen
Bereichen vernetzt und daraus Schlüsse gezogen? Hab ich das dem
anderen mitgeteilt?
-
Kann das auch bei meinem Mitmenschen der Fall sein?
-
Was also wissen wir voneinander, damit wir uns wirklich verständigen
können?
-
Benutze ich Redewendungen, Fremdworte, Fachbegriffe oder Modewörter
und weiß wirklich genau, was sie bedeuten?
-
Kann ich davon ausgehen, dass der andere das gleiche darunter
versteht?
Die 1. und wichtigste Antwort ist:
„Deine Sicht ist wahr – u n d
– meine Sicht ist wahr!“
Denn nach dem Prinzip eines „Sowohl als auch“ gilt es, den Verständnisrahmen so zu weiten, das offensichtlich werden, wer welche Erkenntnisse in welchem Zusammenhang gemacht hat. Lassen sich Widersprüche nicht gleich auflösen, liegt das nicht (unbedingt) an der Unfähigkeit eines oder beider Gesprächspartner, sondern daran, dass der Prozess von Ausdehnung und Neuentdeckung von größeren Zusammenhängen noch nicht abgeschlossen ist.
(Hier
sei noch einmal das Buch von Natalie Knapp „Der Quantensprung
des Denkens“ sehr empfohlen, die eben diesen Zusammenhang aus
der Quantenphysik abgeleitet verständlich macht)
Ob
allein im Umgang mit neuen Erkenntnissen oder im Austausch mit
anderen:
Es
braucht manchmal, solch einen Widerspruch oder eine Unvereinbarkeit
stehen zu lassen und abzuwarten, wann das Leben uns neue, passende
Informationen zukommen lässt.
Eines
ist sicher:
Es
gibt ihn immer, diesen größeren Zusammenhang, den Weit- oder
Überblick, der aufzeigt, wie verschiedene Wahrheiten miteinander und
nebeneinander existieren können.
Damit zeigt sich
auch, dass ein Mensch bestimmte Aspekte der Betrachtung und
Beurteilung bevorzugt. Sie sind für diese Person, da, wo sie gerade
in ihrer Entwicklung ist, wesentlicher als andere - und darum wahrer.
Liegt aber das
Schwergewicht der Themenauswahl meines Gegenübers mit den
dazugehörigen Aspekten, Einschätzungen und Bewertungen an ganz
anderer Stelle als bei mir, so ist das berechtigt und für diesen
Menschen ebenso wahr.
Ein großes
Problem im unserem gewohnten Umgang mit Wahrheit ist, dass wir
ständig nach allgemein gültigen Wahrheiten suchen. Es
dient der Sicherheit und Orientierung, von einer gemeinsamen Wahrheit
auszugehen. Die Herausforderung dieser Zeitgeist-Phase liegt
darin, genau das einmal beiseite zu stellen, um wirklich neuen
Erkenntnissen Raum zu geben.
Die Bereicherung, die beide Menschen aus einer solchen Situation ziehen können, ist die überraschende Entdeckung, wie breit gefächert menschliche Erfahrung bereits in einem kleinen Themenbereich sein kann. Es kann eine Öffnung entstehen, für sich selbst unbekannte Erfahrungen zu machen, weil sie erst jetzt überhaupt möglich erscheinen. Und weil sie uns nicht mehr in unserer inneren Wahrheit bedrohen, die ja gleichzeitig bestehen bleibt, können wir uns wieder frisch und neugierig ins Leben begeben.
Und dann treffen wir
vielleicht die anderen wieder und können berichten, wie die
Wahrheiten der anderen uns bereichert haben und was daraus entstanden
ist. Begegnen sich Menschen auf dieser Ebene, bekommt der Begriff des
„Miteinander Wachsens“ eine neue, umfassendere Dimension.
So also kann ein
Dimensions-Sprung praktisch aussehen, durch den das duale und
damit auch polare, polarisierende Weltbild verlassen wurde.
Widersprüche sind keine Gegenpole. Sie sind unterschiedliche
Aspekte eines umfassenden, komplexen Zusammenhangs, die miteinander
existieren. Den Sinn ihres Miteinanders gilt es zu entdecken, ohne
Vorurteile oder Vorstellungen, auf welche Art sich dieser Sinn zeigen
sollte.
Und so üben wir uns
darin, die seit langer, langer Zeit eingefahrenen Gleise unseres
dualen, logischen, linearen Denkens zu verlassen, um offen zu werden
für das Undenkbare. Doch werfen wir unser bisher entwickeltes
Denkvermögen nicht einfach über Bord. Wir wählen diese Denkform
für alle praktischen Belange, wo es sich immer noch als ebenso
hilfreich erweist. Es hat einen Platz, nur rückt dieser Platz im
Gesamtzusammenhang wahrscheinlich an eine andere Stelle als bisher.
Der große
Unterschied ist unsere WAHL! Wir können den Bezugsrahmen
unseres Denkens und Erlebens wechseln, erweitern oder punktuell
begrenzen, je nach dem wie es für unser Leben angemessen ist. WAHL
bringt FREIHEIT!
Es ist eine FREIHEIT, die unspektakulär wirken könnte, weil es etwas ist, was im Inneren geschieht. Was Ihr gewinnt, was wir gewinnen, ist ein Erleben verschiedener Ebenen und Dimensionen über unsere Wahrnehmung, unser Denken und Fühlen und das zwischenmenschliche Miteinander, das uns immer wieder überraschen kann. Plötzlich gibt dadurch auch Lösungen, die vorher nicht möglich schienen.
Umgang
mit Wahrheit im persönlichen Leben
Um
diese Freiheit im Umgang mit Wahrheit
weiter zu üben, braucht es, Einordnungen, Zuordnungen, Bewertungen,
Wichtigkeitsgrade, usw. beiseite
stellen zu können.
Nicht jede Information, jede an uns herangetragene Sichtweise, oder
Meinung muss gleich verstanden und fertig bearbeitet werden.
Innerlich etwas abzustellen
oder abzulegen, damit
es ruhen und nachwirken kann, ist ungewohnt. Es gilt aushalten zu
lernen, dass wir nicht immer gleich wissen, was es mit Dingen auf
sich hat. Da hilft nur Vertrauen – Vertrauen in sich selbst und das
Leben.
Auftretendes
Unbehagen muss nicht automatisch bedeuten, dass da „etwas Falsches“
im Raume steht. Es kann einfach nur ungewohnt oder verunsichernd
sein, mit offenen Fragen herumzulaufen. Und es kann irritieren, dass
die zwischenmenschliche Dynamik offener ist als sonst. Der Blick auf
unsere Gesprächspartner (Innen) ist weniger klar umrissen, der
andere ist auch nicht mehr so klar einzuordnen wie sonst.
Wichtig
erscheint mir noch zu sagen, dass diese Offenheit für die Wahrheiten
anderer Menschen oder gesellschaftlicher Gruppen nicht
bedeutet, dass diese dargelegten Wahrheiten später alle zu unserer
eigenen werden sollen. Jeder Mensch wird und muss auf Grund seiner
eigenen Geschichte, seines Entwicklungsstandes und persönlicher
Wesensart auswählen, was für die eigene Lebensrealität von
Bedeutung ist, was das eigene Innere fördert - und - was von all dem
die eigene Person unterstützt, wahrhaft sie selbst zu sein.
Wahrheit und
Wahrhaftigkeit sind zwei Worte, mit denen ich verbinde, wie ein
Mensch aus den vielen, vielen Erfahrungen des Lebens herausfiltert,
was er als für sich wahr und wertvoll erlebt und in Folge dessen
auch, dass sich dieser Mensch mit seiner Wahrheit und den eigenen
Werten aufrichtig ins Leben stellt. Die Meinungen der anderen zu
achten und sie mit ihren Wahrheit zu respektieren, auch wenn sie
unserer im einen oder anderen widerspricht, braucht ebenso viel
Achtung und Respekt wie für sich selbst.
Sich offen zu
zeigen mit dem, was wir als unsere Wahrheit erleben, braucht Mut.
Fällt jedoch der Anspruch weg, die anderen mögen die gleiche
Wahrheit vertreten und uns damit den Rücken stärken, um fühlen zu
können, in Ordnung zu sein, entsteht ein Freiraum, in dem jeder
Einzelne stehen kann – auch Du. Anfeindungen oder Bewertungen sind
dann leichter an die anderen zurückzugeben.
Ich möchte aber
auch anfügen, dass es wichtig ist, behutsam mit sich selbst
umzugehen und den Mutpegel nicht zu hoch zu stellen. Innere
Wahrheit haben oft etwas zartes, was einen Schonraum braucht, in dem
es in Ruhe wachsen kann wie ein kleines Pflänzchen. Es gilt also,
durchaus genau hinzuschauen, wo ein Ausdruck eigener Wahrheit
hinpasst und wo nicht.
Ich hoffe, es
gibt auch in Deinem Leben wenigstens ein oder zwei Menschen,
die Dir
in vielem ähnlich sind oder so freilassend, dass sie Dich darin
bestärken,
Du selbst zu sein: aufrecht, aufrichtig, wahrhaftig!
Das sind die Menschen, mit denen Du üben kannst, offener zu Dir zu
stehen und mit unterschiedlichen Ansichten konstruktiv im Sinne des
neuen Zeitgeistes umzugehen.
In weniger
vertrautem Rahmen reicht es schon, sich nicht in altes Unterhaltungs-
und Diskussions- Verhalten hineinziehen zu lassen, differenzierter,
fragender, achtsamer zu reagieren und innerlich nicht sofort Stellung
zu beziehen.
Zusätzlich ist im
Zusammenhang mit sprungartigen Entwicklungen grundsätzlich wichtig,
weder für sich selbst noch für andere feste Vorstellungen zu
entwickeln, wie eine solche auszusehen hätte. Die Voraussetzungen
dafür sind komplex, persönliche und kollektive Entwicklungen
greifen ineinander, selbst mit bestem Willen und Bemühen lässt sich
ein solcher nicht hervorrufen.
Achtsamkeit von
Augenblick zu Augenblick, die Bereitschaft, sich erfassen zu lassen,
wenn Ereignisse zum Handeln oder zur Hingabe drängen, gehört zu
dem, was der einzelne Mensch beitragen kann.
In
diesem Sinne wünsche ich Euch die notwendige Geduld,
wo
abwarten angesagt ist
und
Mut zum Sprung, wenn das Leben zeigt, dass es soweit ist.
Zum
Thema Denken und Intuition ein Gedicht, das
mir vor einiger Zeit kam:
Quergedacht
Kreuz
und quer
hin
und her
geh’n
Gedanken
eigenwillig.
Gut,
dass sie das tuen können,
denn
ihr ungeordnetes Gehabe
führt
zu unverhofft’ Erfolgen.
Wieder
einmal kreuz und quer
Finden
sie die Lücke,
Logik
durchbrechend,
wie
ein Wildbach springend,
kanalgedachte
Bahnen belächelnd.
So
wohlig gut kreuz und quer,
hohnlachend
allen Bürokraten,
Kästchen
für Kästchen vor sich tastend
bis
zu vorgetastetem Ergebnis.
Nein,
dann lieber kreuz und quer,
überraschend,
lachend, springend,
unzuverlässig
Kästchen missachtend,
tanzen
Gedanken freudigen Tanz,
erfrischen
das Leben und unser Sein.
HAS
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