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Samstag, 13. April 2013

Hamburg - min Hamburch: Ick bün allwedder her



HAMBURG

In Hamburgs Wappen stehn drei feste Türme,
die mit Zinnen zu den Sternen ragen.

In Hamburgs Hafen liegen tausend Schiffe,
die mit den Masten all dasselbe wagen.

Auf Hamburgs Mauern sitzen tausend Schlote,
die jedem Sturmwind trotzen mit Behagen.

Durch Hamburgs Landschaft fahren tausend Züge,
die mit den Wolken um die Wette jagen.

An Hamburgs Ufern schwimmen tausend Schwäne,
die hälsereckend mit den Flügeln schlagen.

In Hamburgs Straßen schreiten tausend Menschen,
die auch im Unwetter den Kopf hochtragen,

und hohe Bäume stehn in Hamburgs Gärten,
die über tausend Flaggen ragen, ragen.

von Richard Dehmel




Ich bin wieder mal hier in meiner Heimatstadt, diesmal nur privat:

Meine 3 Kinder sehen und mit ihnen Dinge gemeinsam erleben ,
mit ihnen wieder ein bißchen Leben teilen,
die Katzen meiner Tochter streicheln,
Freunde treffen, reden, austauschen.

Meine demente Mutter im Altenheim besuchen:
Mit ihr Geburtstag feiern und Lieder singen,
wir singen mit Text, sie mit "So,so,so", das Einzige, was sie noch sagt.
Sie kann es auch singen.
Sie weiß, dass sie uns kennt - meistens - aber Namen sind weg.
Welch ein Glück, dieses spezialisierte, liebevolle Demenzhaus!
Ein Beerdigungsinstitut wählen, 
alles für den Fall vorbereiten, dass ...
Jeden Tag kann es vorbei sein, 
sie wieder umfallen, wie schon öfter.

Ich nahm schon lange Abschied, 
nun darf kommen, wie ihre Seele es möchte.

Ansonsten genieße ich die Hamburger Luft,
bei Sonne und bei Wind und Wetter.


Zum Freuen noch
ein altes Hamburger Lied:
 Ein Muss für alle gewitzten Jungen und frechen Mädchen!

An 'ne Eck steiht'n Jung mit'n Tüdelband,
inne annern Hand'n Budderbrot mit Käis.
Wenn hey bloß nicht midde Beein in Tüdel kümmt
un do liggt hey ok all lang op de Näis!
Un hey rasselt mit'n Dassel gegen Kantsteen
und hey bitt sick ganz gehörig op de Tung,
as hey opsteit, seggt hey: Hätt nich weeidon!
Dat is en Klacks for een Hamburger Jung.

Ja, ja, ja, Klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun,
ruck, zuck övern Zaun!
ein jeder aber kann das nich,
denn er muss aus Hamburg sein.

An 'ne Eck steiht'n Deern mit'n Eierkorv,
inne annern Hand 'n groten Buddel Rum.
Wenn se bloß nich midde Eier op dat Ploster sleit
und do seggt det ok all lang bumm, bumm!
Un se smitt de Eier un den Rum tosomen
un se seggt, so'n Eierkoken hev ick geern.
Asse opsteiht seggt se: Hätt nich weeidon!
Dat is een Klacks vor een Hamburger Deern.

Ja, ja, ja, klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun,
ruck, zuck övern Zaun!
Ein jeder aber kann dat nich,
denn er muss aus Hamburg sein.

Ich habe dieses Lied immer sehr gemocht, zeigt es doch eine Wahrheit, die ich als Kind und Jugendliche wirklich so erlebt habe. Es war eine grundlegende Akzeptanz für das Aufmüpfige, Kiebige, Freche von Kindern da. Besonders ungewöhnlich ist wohl - wie mir seit meinem Leben in der Schweiz immer bewusster wird - dass freche Mädchen wohlwollend angesehen wurden, man uns sogar Achtung und Anerkennung für unseren Mut vermittelte. Natürlich wurde auch geschimpft, wenn wir zu sehr über die Stränge schlugen, aber die grundlegende Akzeptanz war im Grunde immer spürbar und ermutigte uns, zu dem zu stehen, was in uns ist. Die "Klein Erna Witze" zeigten diesen Geist. Ihr Freund Heini, war im Verhältnis zu dieser einfallsreichen, frechen Hamburger Deern eher naiv und brav - lies sich aber gern mitreißen.

Zurück zum Lied: Ich war einmal selbst mit kleinen Freundinnen und Freunden Birnen klauen. Dafür musste wir über einen 2 Meter hohen schmiedeeisernen Zaun mit Pfeilspitzen obendrauf klettern. Der Birnenbesitzer, ein alter Mann, der die Birnen verrotten ließ, kam schimpfend mit einer Schrotflinte heraus, wild drohend. Ich gehörte zu den letzten Zweien, die noch jede Menge Birnen durch den Zaun nach draußen bugsierten, um dann blitzschnell über den Zaun zu klettern. Draußen die Birnen in den Pullover stopfen und Wegrennen war der erfolgreiche Abgang nach diesem Abenteuer. Ich war ungefähr 9 Jahre alt.

Im Gymnasium wurden wir dazu angehalten, unsere Meinung offen zu vertreten, Lehrern und Lehrerinnen zu widersprechen und Streitgespräche mit ihnen zu führen. Auch offene Kritik wurde eingefordert. Einmal mussten wir einen kritischen Aufsatz über unsere Deutschlehrerin schreiben, wahlweise über ihr Äußeres oder über ihren Charakter. Wir hatten alle ein sehr gespanntes Verhältnis zu ihr und sie hat uns regelrecht ein Ventil angeboten. Warum ich Euch das erzähle? Erst nach meinem Weggang von Hamburg in südliche Gefilde wurde für mich klar, welch ein Geschenk mir das Hamburger "Klima" mitgegeben hat - für mich so selbstverständlich, für andere beinahe utopisch.

Euch allen einen luftigen und deftigen Gruß aus Hamburg

Hummel, Hummel! - Mors, Mors!

(Der Hummel war früher ein Wasserträger mit hinten offenen Hosen -
der "Mors" ist der Hintern)

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